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CE-Kennzeichnung

Normen in Konstruktion und CE-Kennzeichnung

Europäische Normen haben im gesamten europäischen Binnenmarkt Gültigkeit. Sie sind zwar nicht gesetzlich verpflichtend anzuwenden, aber de facto kommt ein Hersteller kaum um die Beschäftigung mit Normen herum. Auf dem Weg zur CE-Kennzeichnung einer Maschine oder eines anderen Produkts ist die Recherche nach den relevanten Normen ein wichtiger Schritt. Darüber hinaus sind Normen nicht nur für den Konstrukteur bedeutsam, sondern auch für Fertigung, Technische Dokumentation und Instandhaltung.

Zunächst eine Begriffsklärung: In deutschsprachigen Publikationen und auf nicht sorgfältig übersetzten Webseiten wird das englische „standardization“ manchmal falsch wiedergegeben. Denn mit „standardization“ kann sowohl die Normung gemeint sein, also auch eine Eichung oder allgemeiner ein Prozess der Standardisierung. Im Deutschen bedeutet jedoch Standardisierung – im Sinne einer Vereinheitlichung – nicht zwangsläufig das Gleiche wie Normung.

Normen und Standards

Eine Norm ist immer ein Dokument, welches

  • „im Konsens erstellt und von einer anerkannten Institution angenommen wurde“ und das
  • „für die allgemeine und wiederkehrende Anwendung Regeln, Leitlinien oder Merkmale für Tätigkeiten oder deren Ergebnisse festlegt“.

So definiert es die Internationale Organisation für Normung (ISO). Und schon im Originaltitel dieser Organisation, nämlich „International Organization for Standardization“ sieht man, wie nahe die beiden Begriffe Normung und Standardisierung vermeintlich liegen. Das deutsche Standardisieren meint jedoch nicht den Normungsprozess, sondern das Erarbeiten von Spezifikationen, insbesondere das Anpassen von Funktionsweisen und/oder Schnittstellen verschiedener Produkte. Solche Spezifikationen zum Abstimmen von Produkten oder Teilen von Produkten zum reibungslosen Funktionieren miteinander können natürlich in einen Normungsprozess eingehen. Eine Vereinbarung von Industrieunternehmen wird – manchmal als eine Art Zwischenschritt zu einer „echten“ Norm – Industriestandard genannt. Ein solcher technischer Standard ist jedoch keine Norm i. e. S., da er nicht durch ein Normengremium anerkannt bzw. verabschiedet wurde.

Normen in der CE-Kennzeichnung

Normen definieren den Stand der Technik. Sie regeln insbesondere die Anforderungen an Sicherheit und Qualität eines Produkts. Der Konstrukteur einer Maschine kommt um die Beschäftigung mit Normen nicht herum. Rechtsverbindlich werden Normen zwar erst, wenn sie in Verträge aufgenommen wurden. Das korrekte Anwenden einer Norm löst jedoch die Vermutungswirkung aus. Das bedeutet, dass der Konstrukteur davon ausgehen darf, dass er die grundlegenden gesetzlichen Anforderungen an Sicherheit und Qualität erfüllt hat. Sorgt er auf eine andere, von den Normen abweichende Art und Weise für Sicherheit, ist dies nicht verboten, er muss er „seinen Weg“ jedoch begründen und belegen können („erhöhte Beweislast“).

Grafik: Normen im CE-Konformitätsverfahren

Das Verfahren der Konformitätsbewertung erfolgt in mehreren Schritten. Vor der eigentlichen Risikobeurteilung einer Maschine steht das Ermitteln der für den Maschinentyp zutreffenden Normen.
Die Rolle von Normen auf dem Weg zur CE-Kennzeichnung.

Aufgaben des Konstrukteurs

Ein Fachbeitrag im Werk „Maschinenrichtlinie“ befasst sich mit der Rolle von Normen im Prozess der CE-Kennzeichnung. Normen sind demnach in erster Linie für die Konstrukteure wichtig. Oftmals behandeln Sie Anforderungen an die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz. Für eine Vielzahl von Gefährdungen für Maschinenbediener, Anwender und andere Beschäftigte wie Explosion, Strahlung, bewegliche Teile, Staubemissionen usw. gibt es Lösungen, die in Normen festgeschrieben wurde. Der Konstrukteur hat die Aufgabe,

  • die für seine Maschine relevanten Normen zu ermitteln,
  • die Anwendbarkeit der angebotenen Lösungen zu prüfen und
  • die ermittelten Lösungen in seiner Konstruktion umzusetzen.

Merksätze

Zum Verständnis der Rolle der Normen in der Konstruktion eigenen sich zusammenfassend die drei folgenden Merksätze:

  1. Die nationalen Umsetzungen von Richtlinien enthalten grundlegende Anforderungen an technische Produkte und sind gesetzlich verbindlich.
  2. Harmonisierte Normen enthalten technische und andere Lösungen und sind in der Anwendung freiwillig.
  3. Die Einhaltung harmonisierter Normen ist für den Hersteller der einfachste und sicherste Weg, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.

(Quellenhinweis: Die drei Merksätze sind dem Artikel „Normenrecherche und Normenarbeit als Teilprozess der CE-Kennzeichnung – das müssen Sie wissen“ von Elisabeth Wirthmüller im Werk CE-Dokumentation nach Maschinenrichtlinie“ entnommen.)

Lesen Sie in dem oben genannten Fachbeitrag weiter,

  • warum Normen nicht nur für den Konstrukteur, sondern auch für den Technischen Redakteur, die Fertigung, die Instandhaltung und die CE-Koordinatoren wichtig sein können.
  • warum gerade Typ-C-Normen so interessant für den Hersteller sind.
  • wie Sie unter den Normen die „richtigen“ herausfinden, also diejenigen, die Sie für das aktuelle Projekt tatsächlich anwenden sollten, ohne alle infrage kommenden Normen kaufen zu müssen.

Welche Arten von Normen es gibt und wie diese klassifiziert werden, darüber informiert Sie der Beitrag „Normen: Welche Normtypen gibt es?“.

Normenrecherche leichtgemacht

Hinweis: Die komplette Datenbank „Harmonisierte Normen“ wurde in die Software „WEKA Manager CE“ integriert. Damit können Sie über die hinterlegten Normenverzeichnisse die für Ihre Maschinen und Anlagen relevanten Normen leicht und komfortabel heraussuchen. Die Normenlisten für Ihre Projekte stellen Sie per Mausklick individuell zusammen. Über die Datenbank sehen Sie auf einen Blick, ob sich Normen geändert haben oder neue Normen hinzugekommen sind.

Die Normendatenbank kann Ihnen den Gang zu einer Normenauslegestelle ersparen

Normen für Konstruktion und CE-Kennzeichnung
Quelle: Datenbank „Harmonisierte Normen für die CE-Kennzeichnung“ (WEKA Business Portal)

Die folgenden Normenverzeichnisse stehen Ihnen mit der Datenbank „Harmonisierte Normen“ zur Verfügung:

  • Maschinenrichtlinie
  • Niederspannungsrichtlinie
  • EMV-Richtlinie (Elektromagnetische Verträglichkeit)
  • R&TTE-Richtlinie (Funkanlagen und Telekommunikationsendeinrichtungen)
  • ATEX-Richtlinie (Explosionsschutz)
  • Druckgeräterichtlinie
  • Richtlinie für einfache Druckbehälter
  • Medizinprodukterichtlinie
  • Richtlinie für implantierbare medizinische Geräte
  • Aufzugsrichtlinie
  • Messgeräterichtlinie
  • Bauprodukterichtlinie
  • Richtlinie für Persönliche Schutzausrüstungen
  • Richtlinie für Gasverbrauchseinrichtungen
  • Spielzeugrichtlinie
  • RoHS-Richtlinie (Gefahrstoffe in Elektro- und Elektronikgeräten)

Wichtig: Vergessen Sie nicht das Dokumentieren. Sie müssen sämtliche Normen, die Sie als Hersteller bei der Entwicklung Ihres Produkts angewendet haben, nach Abschluss der Konformitätsbewertung in der EG-Konformitätserklärung auflisten.

Alle relevanten Fakten zur CE-Kennzeichnung finden Sie hier.

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