Die wichtige europäische Normenreihe EN ISO 9241 legt Kriterien für das Design ergonomischer Benutzerschnittstellen fest. Das betrifft auch die Gestaltung von Software-Dialogen oder interaktiven Webseiten. Denn viele bewährte normative Regeln und Empfehlungen lassen sich auch auf Mensch-System-Schnittstellen von Software oder Online-Portalen anwenden. Der folgende Artikel zeigt Beispiele, wie die Grundsätze der Dialoggestaltung gemäß ISO 9241-110 in der elektronischen Dokumentation und online umgesetzt werden können.
Die Normenreihe EN ISO 9241 wurde in den 1990er Jahren entwickelt. Der Normenteil ISO 9241-110 „Grundsätze der Dialoggestaltung“ stammt aus dem Jahr 2006. Die Norm liegt seit 2020 in der 2. Auflage vor. Inzwischen haben sich Hard- und Software weiterentwickelt. Gerade bei mobilen Endgeräten hat sich mit der weiten Verbreitung von Smartphones und Tablets hinsichtlich Funktion und Bedienbarkeit viel getan, z.B. in Form von Touchscreens, Eingabestiften oder Handschrifterkennung.
Grundsätze für die Gestaltung von Dialogen
Der Normenteil ISO 9241-110:2020-10 legt Grundsätze für die Gestaltung von Dialogen fest. Er ersetzt seit 2006 den früheren Teil 10: Gleichzeitig wurde der Wirkungsbereich vergrößert, die Norm gilt nicht mehr nur für Software und Bildschirmarbeit, sondern in einem allgemeineren Sinne für „interaktive Systeme“. Das schließt auch Hardware ein, z.B. Steueranlagen mit Displays zur Bedienung und Kontrolle von Maschinen und Anlagen. Auch im neuen Titel der Normenreihe „Ergonomie der Mensch-System-Interaktion“ wird dies deutlich.
Das Verhältnis der Normenteile ISO 9241-11, 9241-110 und 9241-12 zueinander
Gestaltung von Webseiten
Der Normenteil 110 ist auch für Webdesigner und Online-Redakteure wichtig, die für die Gestaltung von Webseiten und ihre Interaktionsmöglichkeiten zuständig sind. Denn die Anforderungen an Benutzerfreundlichkeit unterscheiden nicht zwischen dem Display einer Maschinensteuerung oder dem Agieren auf einer interaktiven Webseite. Gerade bei den oft recht komplexen Aufgaben eines Webportals mit unterschiedlichen Bedien- und Eingabemöglichkeiten (Shopping, Buchen von Reisen, Abfragen von Datenbanken u.a.) wird die Usability zu einem immer wichtigeren Erfolgsfaktor.
Auch die Möglichkeiten und Anforderungen des Webdesigns sind im Fluss. Zum Beispiel müssen heute die gleichen Inhalte auf ganz unterschiedlichen Monitorgrößen dargestellt werden. Gleichwohl gelten die acht Jahre alten Grundsätze der Dialoggestaltung nach ISO 9241-110 wie vor. Mit ein wenig Kreativität und Interpretationsspielraum lassen sich die sieben wichtigen Prinzipen für optimierte Anwenderfreundlichkeit auch auf aktuelle Aufgaben von Technischen Redakteuren oder Webdesignern anwenden.
Grundsätze der Dialoggestaltung
Der Normenteil nennt sieben zentrale Grundsätze der Dialoggestaltung (s. linke Spalte der Tabelle). Diese Prinzipien oder Ziele klingen zunächst eher abstrakt. Wie sie jedoch auch auf eine elektronische Dokumentation oder auf Internetseiten angewandt werden können, dazu zeigt die nachfolgende Tabelle einige Beispiele.
Beispiele
Grundsätze der Dialoggestaltung gemäß ISO 9241-110 | |
Grundsatz | Beispiele für Umsetzungen in der elektronischen Dokumentation bzw. auf Internetseiten |
Aufgabenangemessenheit |
|
Steuerbarkeit |
|
Erwartungskonformität |
|
Selbstbeschreibungsfähigkeit |
|
Individualisierbarkeit |
|
Lernförderlichkeit |
|
Fehlertoleranz |
|
Hohes Maß an Nutzerfreundlichkeit
Von einer höheren Warte aus gesehen geht Software-Ergonomie sicherlich über diese sieben Anforderungen hinaus. Doch wer in elektronischen Versionen einer Technischen Dokumentation die Grundsätze der ISO 9241-110 berücksichtigt, hat den Grundstein für ein hohes Maß an Nutzerfreundlichkeit gelegt.
Alle relevanten Fakten zur Betriebsanleitung finden Sie hier.