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Risikoanalyse

Risikobeurteilung am Beispiel eines Überrollschutzaufbaus (ROPS)

In diesem Beitrag geht es um die Risikobeurteilung und Nachweisdokumentation für ein Sicherheitsbauteil: den Überrollschutz (ROPS). Ein Update im Werk „Risikobeurteilung für Maschinen“ erläutert beispielhaft das Vorgehen an einem Überrollschutz für eine Erdbaumaschine.

Der CE-Prozess bei einem Sicherheitsbauteil

Die beispielhafte und nicht vollständige Risikobeurteilung enthält Vorschläge zum Aufbau, zur Durchführung und Dokumentation der Risikobeurteilung am Beispiel eines Überrollschutzaufbaus (ROPS). Sie erfolgt aus Sicht eines Herstellers von Überrollschutzaufbauten, der diese gesondert in Verkehr bringt, also unabhängig von einer Erdbaumaschine.

Wie funktioniert ein Überrollschutz für schwere Maschinen?

Bei selbstfahrenden Erdbewegungsmaschinen und Traktoren in der Land- und Forstwirtschaft, bei denen der Fahrer oder ein Bediener aufsitzen, besteht stets das Risiko, dass bei einem Umkippen der Fahrer von der Maschine überrollt wird. Die Maschinen müssen daher mit einem entsprechenden Schutzaufbau versehen werden. Diese Schutzeinrichtung muss so konstruiert sein, dass der auf dem Sitz angegurtete Maschinenführer auch bei einem Umkippen genügend Freiraum zum Überleben hat. Auch darf durch das Umkippen kein Bauteil der ROPS-Schutzeinrichtung in das Innere dieses sogenannten Überlebensraums eindringen.

Diese Anforderungen an die Sicherheit gelten auch für Fahrzeuge (Schlepper, Traktoren, Zugmaschinen) aus der Land- und Forstwirtschaft, wenn diese gewerblich im Baubereich eingesetzt werden. Die Anforderungen an den Überrollschutz sind auf dem Bau höher als bei einem Einsatz auf dem Feld. Weitere Informationen dazu finden Sie in der DGUV Information 201-053 „Einsatz von landwirtschaftlichen Traktoren auf Erdbaustellen“.

ROPS, TOPS, FOPS & Co – was bedeutet das?

Für derartige Fahrerschutzeinrichtungen und Kabinenschutzaufbauten haben sich auch in der deutschsprachigen Fachliteratur verschiedene Abkürzungen durchgesetzt:

  • ROPS steht für „Roll Over Protection Structure“, was so viel bedeutet wie Überrollschutzaufbau.
  • FOPS steht für „Falling Object Protection Structure“, den Schutz vor herabfallenden Gegenständen
  • TOPS steht für „Tip Over Protective Structure „, eine Umsturzvorrichtung, die ein Umkippen zur Seite verhindert soll
  • FGPS steht für „Front Guard Protective Structure“, ein Schutzaufbau gegen herabfallende Gegenstände von vorn
  • COPS steht für „Cabine Operator Protective Structure“, einen Aufbau zum Schutz der Fahrerkabine
  • OHG steht für „Overhead Guard“, eine sogenanntes Fahrerschutzdach zum Schutz vor herabfallenden Gegenständen

ROPS und FOPS sind im Anhang V der Maschinenrichtlinie in der „Nicht erschöpfenden Liste der Sicherheitsbauteile im Sinne des Artikels 2 Buchstabe c““ unter den Punkten 14 und 15 gelistet.

Praxisbeispiel Überrollschutz (ROPS)

Im Werk „Risikobeurteilung für Maschinen“ zeigt der Autor Jörg Ertelt an einem Beispielprojekt, wie die Risikobeurteilung für das Sicherheitsbauteil einer Maschine durchzuführen ist.
In dem dargestellten Fallbeispiel geht es um einen Überrollschutz, der in einem Führerhaus auf Erdbaumaschinen mit Kettenlaufwerk montiert wird, etwa einer Planiermaschine, einem Rohrleger oder einer Grabenfräse. Dieser Überrollschutzaufbau ist ein Sicherheitsbauteil (Maschine im engeren Sinne) im Sinne von Artikel 1 Anwendungsbereich Buchstabe b) in Verbindung mit Artikel 2 Begriffsbestimmungen Buchstabe c).

Welche Dokumente brauchen Sie für die Risikobeurteilung?

Sie finden im Kapitel „Praxisbeispiele“ unter „Überrollschutz (ROPS)“ u.a. folgende Dokumente:

  • eine Checkliste zu den „Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen“
  • eine EG-Konformitätserklärung nach Maschinenrichtlinie 2006/42/EG Anhang II 1.A
  • den Ergebnisbericht der Normenrecherche
  • die Nachweisdokumentation
  • Hinweise zur softwaregestützten Risikobeurteilung

Hinweis: Abonnenten mit Zugang zum WEKA Business Portal können sich diese Dokumente inklusive einer ausführlichen beispielhaften Nachweisdokumentation im Word-Format als Praxisbeispiel herunterladen.

Welche Normen gelten?

Das Ergebnis der Normenrecherche erbrachte:

  • EN ISO 12100:2011-03 Sicherheit von Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze – Risikobeurteilung und Risikominderung (ISO 12100:2010)
  • EN ISO 3471:2010-01: Erdbaumaschinen – Überrollschutzaufbauten – Laborprüfungen und Leistungsanforderungen (ISO 3471:2008)
  • EN ISO 13732-3:2008-12: Ergonomie der thermischen Umgebung – Bewertungsmethoden für Reaktionen des Menschen bei Kontakt mit Oberflächen – Teil 3: Kalte Oberflächen (ISO 13732-3:2005)
  • EN ISO 13732-1:2008-12: Ergonomie der thermischen Umgebung – Bewertungsverfahren für menschliche Reaktionen bei Kontakt mit Oberflächen – Teil 1: Heiße Oberflächen (ISO 13732-1:2006)
  • EN ISO 3411:2007-11: Erdbaumaschinen – Körpermaße von Maschinenführer und Mindestfreiraum (ISO 3411:2007)
  • ISO/TR 14121-2:2013-02: Sicherheit von Maschinen – Risikobeurteilung – Teil 2: Praktischer Leitfaden und Verfahrensbeispiele (ISO/TR 14121-2:2012)

Was steht in der Nachweisdokumentation?

In der Nachweisdokumentation stellt der Autor nach Vorstellung des Projektteams und der Verantwortlichkeiten sowie einer kurzen Beschreibung des Systems zunächst die Grenzen des Überrollschutzaufbaus vor. Das sind

  • Verwendungsgrenzen,
  • räumliche Grenzen,
  • zeitliche Grenzen und
  • Umgebungsgrenzen.

Dann werden die Gefährdungssituationen nach EN ISO 12100, Tabelle B.3 ermittelt, denn die Risikobeurteilung wird auf Basis der Norm EN ISO 12100 erstellt. Nach einer Beschreibung von Nutzungsart, Nutzergruppen und Fällen eines vorhersehbaren Fehlgebrauchs folgt die eigentliche Risikobeurteilung und Risikoeinschätzung. Sie erfolgt in tabellarischer Form, gegliedert in die Gefährdungsgruppen:

  • mechanische Gefährdungen
  • ergonomische Gefährdungen
  • Gefährdungen im Zusammenhang mit der Einsatzumgebung

Auch die Gefährdungsgruppen, die als „nicht relevant“ erkannt wurden, sind hier aufgezählt wie elektrische Gefährdungen oder Gefährdungen durch Lärm, Vibration oder Strahlung.

Beachten Sie, dass der Autor keine Haftung übernimmt für die Anwendung dieser Risikobeurteilung bei der Konstruktion eines Überrollschutzaufbaus (ROPS). Die alleinige und ausschließliche Verantwortung liegt beim Hersteller eines Überrollschutzaufbaus (ROPS).

Hier finden Sie alle relevanten Informationen zur Risikobeurteilung.

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